Was ist das Habit Reversal Training (HRT)?

Das Habit Reversal Training (HRT) ist eine wissenschaftlich fundierte, relativ neue und sehr effektive Behandlungsform, die speziell zur Therapie von Ticstörungen und dem Tourette-Syndrom entwickelt wurde. Es handelt sich dabei um ein verhaltenstherapeutisches Kurzzeittraining, das darauf abzielt, unwillkürliche Bewegungen oder Lautäußerungen (Tics) bewusst zu machen und aktiv alternative Reaktionen zu erlernen. Es ist besonders vielversprechend, da es ohne Medikamente auskommt und langfristige Verbesserungen erzielen kann.

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Ticstörungen und das Tourette-Syndrom

Tics sind wiederholte, unwillkürliche motorische Bewegungen oder Lautäußerungen, die oft plötzlich auftreten. Sie lassen sich in zwei Kategorien einteilen - es beginnt häufig im Kindesalter, Schulzeit. Grade neu aufgetretene Tics kann ich sehr gut behandeln, dass sich keine ausgewachsene Störung daraus entwickelt.

Wir unterscheiden zwischen…

  • Motorische Tics: z. B. Blinzeln, Kopfschütteln, Grimassieren

  • Vokale Tics: z. B. Räuspern, Schniefen, Rufen bestimmter Laute

Das Tourette-Syndrom ist eine komplexere Form der Ticstörung, die durch eine Kombination von motorischen und vokalen Tics gekennzeichnet ist, die über einen längeren Zeitraum bestehen.

Häufig haben Betroffene das Gefühl, dass der Tic von einem inneren Spannungsgefühl begleitet wird, das durch die Ausführung des Tics vorübergehend gelindert wird. Viele erleben diese Tics als störend, sozial belastend und manchmal sogar schmerzhaft.

Ziel und Ansatz des Habit Reversal Trainings

Das Ziel von HRT ist es, die Häufigkeit und Intensität der Tics zu reduzieren, indem Betroffene lernen, bewusst mit den Auslösern und Mechanismen umzugehen. Dabei konzentriert sich das Training auf folgende Kernpunkte:

  1. Bewusstwerdung der Tics (Awareness Training)
    Viele Betroffene nehmen ihre Tics nicht bewusst wahr, da sie häufig automatisch und impulsiv ablaufen. Im HRT wird zunächst daran gearbeitet, den Tic bewusst zu identifizieren.

    • Es werden z. B. Spiegelübungen oder Videoaufnahmen genutzt, um das Verhalten besser wahrnehmbar zu machen.

    • Die Betroffenen lernen, subtile Vorboten eines Tics zu erkennen, z. B. innere Spannungen oder sensorische Empfindungen.

  2. Training von Gegenbewegungen (Competing Response Training)
    Nachdem ein Tic bewusst wahrgenommen wird, wird eine alternative, weniger störende Bewegung oder Handlung eingeübt, die den Tic blockiert.

    • Beispiel: Statt den Kopf zu schütteln, könnte man die Nackenmuskulatur leicht anspannen.

    • Diese Gegenbewegung wird so lange ausgeführt, bis der Drang zum Tic nachlässt.

  3. Modifikation auslösender Situationen
    Auslösende Faktoren oder Stressoren werden analysiert und gezielt verändert, um die Häufigkeit der Tics zu reduzieren.

  4. Motivation und Belohnung
    Positives Feedback und Selbstbelohnung spielen eine wichtige Rolle, um die Motivation aufrechtzuerhalten und den Erfolg zu sichern.

Ablauf und Dauer der Behandlung

HRT wird typischerweise in einem Zeitraum von 8 bis 12 Sitzungen durchgeführt, kann jedoch individuell angepasst werden. Die Sitzungen finden in der Regel einmal wöchentlich statt, begleitet von gezielten Übungen, die die Betroffenen im Alltag durchführen sollen.

Die Behandlung erfolgt schrittweise und ist sehr strukturiert:

  1. Initiale Analyse: Tics und deren Auslöser werden genau untersucht.

  2. Einführung der Gegenbewegungen: Schrittweise Erlernen und Einüben der alternativen Verhaltensweisen.

  3. Alltagsintegration: Übertragung des Gelernten in den Alltag mit fortlaufender Anpassung.

  4. Abschlussphase: Sicherstellung der Nachhaltigkeit der erzielten Fortschritte.

Wissenschaftliche Erfolge und Vorteile

Die Wirksamkeit von HRT wurde in mehreren Studien nachgewiesen. Die Methode zeigt bei vielen Betroffenen eine deutliche Reduktion der Tics und trägt dazu bei, die Lebensqualität zu verbessern. Ein großer Vorteil ist, dass HRT im Vergleich zu medikamentösen Ansätzen kaum Nebenwirkungen hat und Betroffene aktiv in den Heilungsprozess einbindet.

Das Habit Reversal Training bietet eine vielversprechende, effektive und nachhaltige Möglichkeit, Ticstörungen und das Tourette-Syndrom zu behandeln. Durch die gezielte Kombination von Bewusstwerdung, Gegenbewegungen und Alltagsintegration lernen Betroffene, ihre Tics besser zu kontrollieren und langfristig zu reduzieren. Das stärkt nicht nur die Selbstwirksamkeit, sondern auch das Selbstbewusstsein – ein wichtiger Schritt zu mehr Lebensqualität.

Tourettesyndrom & Ticstörungen